Kalksandsteinwerk Roding

Gleisanschluss nach Vorbild aus der Oberpfalz

(Vorstellung des originalgetreuen Nachbaus des Kalksandsteinwerks im Maßstab 1:87, Bericht aus der Fachzeitschrift "Eisenbahn-Kurier 6/2014", weitere Informationen auch unter www.modellbahnfreunde-regental.de)

Der Anlagenbau nach konkretem Vorbild findet
immer mehr Anhänger. Auf der H0-Modulanlage von
Klaus-Peter Hartl und Gerhard Laubmeier, die den
oberpfälzischen Bahnhof Roding nachgebaut haben, ist als neuester Abschnitt das Kalksandsteinwerk Kellermeier weit fortgeschritten, das hier vorgestellt wird.

Außer den „weißen“ Ziegeln wurden im nebenan erbauten Betonwerk auch Betonringe und Betonrohre gefertigt.

Als N-Modellbahner und Sammler wollte ich eigentlich den Bahnhof Cham im Maßstab 1 : 160 als Segment-Anlage nachbauen. Nach Recherchen und Planung schien dieses Unterfangen wegen des Platzbedarfs von 7 m Länge nur für die Gleisanlagen schier unmöglich. Als Mitglied des Modellbahnvereins „Modellbahnfreunde Regental Roding“ entschloss ich mich nun, den Landbahnhof Roding im H0-Maßstab als Segmentan lage, aber im Längenmaßstab 1 : 100
verkürzt darzustellen. Meine Person, als „Anti-Schreiner“ bekannt, konnte bald darauf das Vereinsmitglied Gerhard Laubmeier gewinnen, der mich bei diesem Bauvorhaben unterstützen wollte. Seine Bedingung war jedoch:
Wenn im H0-Maßstab gebaut wird, dann fast unverkürzt.
Der Nachbau des Rodinger Bahnhofs erstreckt sich vom Bahnwärterhäuschen Nr. 36 (von Schwandorf) bis hin zum Bahnwärterhäuschen Nr. 37 (nach Cham) und zeigt den Zustand der Bahnanlagen und der Gebäude zwischen 1965 und 1985. Der Nachbau erfolgte nach dem Original-Gleisplan, wurde aber etwas dem Roco-Gleismaterial angepasst.

An der westlichen Bahnhofsausfahrt verlässt der Eilzug nach Nürnberg den Bahnhof Roding.

Neben der Baustoffherstellung wurde auch ein Landhandel betrieben, der die örtlichen Bauern mit Saatgut und Futtermittel versorgte.

Die imposanten Mischtürme mit ihren umbauten Förderbändern sind im Modell des Rodinger Werks detailliert nachgebildet.

Alle Gebäude entstanden im Eigenbau. Zunächst wurden die noch vorhandenen Gebäude vermessen und anschließend Planzeichnungen im H0-Maßstab erstellt. Ihre Wände wurden aus Polystyrolplatten geschnitten, Fenster und Türen ausgefeilt, verklebt und anschließend lackiert und gealtert. Bei den Fensterrahmen, Türen und Dachrinnen wurde, wenn möglich und von den Maßen bzw. vom Aussehen ähnlich, auf passende Großserienteile mancher Hersteller (Auhagen, Faller, Kibri und Vollmer) zurückgegriffen, die von den Firmen z. T. kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Unzählige Figuren, zum Teil selbst bemalt und stilistisch verändert, wurden in Szene gesetzt. Die ebenfalls dem Original nachgebildeten Landschaftsformen wurden mit Gips nachgestaltet, anschließend mit brauner Dispersionsfarbe einge färbt und dann mit dem einfachen und preiswerten grünen oder braunen Streumaterial (Faller-Holzspäne) begrünt. Nach der Durchtrocknung wurde die eigentliche Vegetation aus
Grasfasern in unterschiedlichen Längen und Farben mit Elektrostat oder einfacher Streutechnik mit Holzleimgemisch aufgebracht. Die mit einfacher Streutechnik gestalteten Flächen wurden mit zerrupftem Hekiflor inverschiedenen Farben verfeinert.

Heute ist es beim „Kellermeier“ still geworden. Die
Mischertürme zeugen noch von der einst so gut florierenden Wirtschaft der Oberpfalz.

Die Gesamtansicht des Werks zeigt vorne das
Kesselhaus mit Schornstein. Zwischen dem Kesselhaus und den Mischertürmen befand sich die  Presse.

Viele Bauunternehmer der Region bedienten sich der „weißen Ziegel“, denn für Nachschub war ja bestens vorgesorgt. Der Portalkran ist ein Eigenbau aus Messingprofilen.

Blick auf das Ziegellager, den Portalkran, die Schmiede und die Trockenkammer. Das Geschäft scheint zu florieren. Aus dieser Perspektive sind die Feldbahngleise und die Grube der Schiebebühne zum Querverschub zwischen den Gleisen gut zu erkennen.

Die Mischtürme werden hier mit „Futter“ versorgt. Der Feldsand gelangt durch das Sandsieb auf das Förderband des ersten Mischturms.

In Roding wurde ca. 1908 von den Unternehmern und Sägewerksbesitzern August und Wilhelm Gebhardt gemeinsam mit ihrem Schwager Wilhelm Hensolt ein modernes Kalksandsteinwerk zur Produktion der „weißen Ziegel“ gegründet. Das neue Werk lag in der Nähe des Bahnhofs direkt neben der Bahnstrecke und bekam einen eigenen direkten Gleisanschluss, der eine Voraussetzung für die Gründung der Fabrik war. Die Versorgung der Fabrik mit Sand von den unmittelbar angrenzenden Abbaustätten erfolgte mit Hilfe einer Feldbahn. Das neue Werk in Roding wurde aus Kalksandsteinen des Werks Behringersdorf bei Nürnberg erbaut, und nach der Bauzeit von nur einem halben Jahr nahm man bereits im Juni 1909 die Produktion auf. Die Steine für die Wohnhäuser ihrer Kutscher und Werksleiter produzierte das Rodinger Werk bereits selber. Die Kalksandsteine wurden unter Wasserzusatz aus einem Gemisch von gemahlenem gebranntem Kalk und Feldsand hergestellt und mittels Dampfdruck gehärtet. Von 1929 bis 1934 hatte das Werk ca. 17 bis 20 Beschäftigte. Das Rodinger Werk wurde im Jahr 1947 von Joseph Kellermeier zunächst gepachtet und dann 1951 gekauft, der sich auch langfristig Abbaurechte für den Rohstoff Sand im nahegelegenen Forst sicherte. Dort wurden noch im Wesentlichen wie zu Beginn der Industrialisierung bis in das Jahr 2000 Kalksandsteine produziert, jedoch mit technisch weiterentwickelten Maschinen. Die gesamte Anlage des Kalksandsteinwerks ist noch unverändert erhalten. Sie umfasst neben dem Werksgebäude eine Trockenkammer, eine Werkstatt bzw. Schmiede, den Mischerturm, Förderbänder, das Sandsieb, einen Brunnen und einen Kohlenschuppen. Auch die Maschinen wie z. B. ein Dampfkessel und ein Härtekessel aus der Frühzeit des Werks existieren noch. An den Maschinen
und Gebäuden lässt sich die Entwicklung des Werks ablesen, dessen Anlage nicht nur ein industriegeschichtliches Denkmal ist, sondern auch ein
Zeugnis der Wirtschaftsgeschichte der Oberpfalz. 2001 wurden das Kalksandsteinwerk und seine Werksleitergebäude in die Denkmalliste aufgenommen.

Text und Bilder von Klaus Peter Hartl,
weitere Informationen unter www.modellbahnfreunde-regental.de

Der Laster des Kunden ist mit Futtermittel beladen, und der Fahrer erhält den Lieferschein. Im Hintergrund fährt ein 614 als Eilzug nach Furth i. W. in Roding ein.

Hier wird die richtige Mischung für Betonhohlblocksteine hergestellt, nachdem ein Mitarbeiter die Planierraupe „Schorsch“ wieder mit Diesel aufgefüllt hat

Bei der Anlieferung von Kohlen und gebranntem Kalk herrscht auf dem Gleisanschluss reger Betrieb. Das kleine Häuschen rechts ist der überbaute Brunnen.

Kein Mensch ist zu sehen. Es wird doch wohl nicht
Mittagspause sein?